Uhren-Technik, Schmuck­stücke im Schmuck­stück

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Presse, Manager Magazin, 2004.08. ➜ Damit mechanische Uhren noch präziser gehen und weniger oft aufgezogen werden müssen, sind Wissenschaftler auf einen neuen Dreh gekommen. Zukünftig könnten Zahnräder aus künstlichen Diamanten bestehen.

Ulm – In einem Ulmer Labor haben Wissenschaftler die weltweit ersten Zahnräder aus künstlichen Diamanten für eine mechanische Uhr hergestellt. Die Stegbreite der transparenten Mikro-Zahnräder ist halb so dick wie ein menschliches Haar, erläuterte Peter Gluche.

Der Geschäftsführer der Ulmer Gesellschaft für Diamantprodukte (GFD), sein Partner André Flöter und weitere drei Beschäftigte arbeiten seit rund eineinhalb Jahren an der Weltneuheit. Entwickelt wurden Zahnräder und Spiralfeder für die Schweizer Uhrenfirma Ulysse Nardin (Le Loche).

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Edle Steine: Peter Gluche, Geschäfts­führer der Gesell­schaft für Diamanten­produkte (GFD) erläutert das Innen­leben einer Uhr. Foto: DPA

Eine Sprecherin sagte auf Anfrage, es sei noch nicht klar, in welche Uhr die Zahnräder eingebaut würden. „Das wird sich in den nächsten Monaten entscheiden.“ Die filigranen Zahnräder entstehen durch ein speziell von GFD entwickeltes Gas-Schneideverfahren. Die Bauteile aus hauchdünnen Diamantplättchen werden um Schablonen herum in Form geätzt.

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Größen­vergleich: Die Mikroskopaufnahme zeigt ein Zahnrad aus Diamant im Ver­gleich zu einem mensch­lichem Haar Foto: DPA

Übrig bleiben transparente, leichte und elastische Zahnräder und Spiralfedern von sehr glatter Oberfläche. „Dank des Materials geht die Uhr präziser und muss weniger oft aufgezogen werden“ sagte der 36-Jahre alte Elektroingenieur Gluche.

Der Rohstoff Diamant dient den Wissenschaftlern und Unternehmern bei der GFD nicht nur zur Herstellung von Zahnrädern für Uhrwerke. Das weitaus größere Geschäft machen Gluche und seine Mitarbeiter mit Schneidwerkzeugen, die ebenfalls mit Hilfe von Gasen mit einer Diamant-Schicht überzogen und geschärft werden. „Für Papier, Holz, Leder, Stoffe, Plastik- und Metallfolien eignen sich die Diamantschneider, die fast keine Abnutzungserscheinungen aufweisen“, sagte Gluche. Darum auch amortisiere sich der bis zu zehn Mal höhere Herstellungspreis schnell. 

Quelle: Manager Magazin, 26.08.2004